Gespräche am Gartenzaun
Die regelmäßigen Leser*innen des Stadtanzeigers wissen: an dieser Stelle befindet sich seit vielen Jahrzehnten die Kolumne des Oberbürgermeisters. Im Verlauf der Jahre haben sich die Überschriften der Kolumne geändert – von "Meinen Sie nicht auch?" zu "Auf ein Wort" bis zum heutigen "Stadtgespräch". Diese neue Überschrift hatte ich gezielt gesetzt, weil nicht ich das Stadtgespräch führe, sondern Sie. Was ist Thema beim Stammtisch? Worüber unterhalten sich die Menschen am Gartenzaun? Welche Fragen bringen Sie in meine Bürger*innen-Sprechstunde, die jeden Freitag stattfindet, mit? Ich höre zu und nehme Ihre Themen auf.
Zu den meisten meiner Stadtgespräche bekomme ich viel Feedback: egal ob klassisch per Brief oder auch als Kommentar oder Beitrag in den Sozialen Medien. Das zeigt mir vor allem eines – ich habe richtig zugehört. Dieses Thema bewegt Sie offensichtlich genauso wie mich. So haben auch meine letzten beiden Stadtgespräche für einigen Nachhall gesorgt. Für mein Stadtgespräch zur gendergerechten Sprache habe ich einen wohlmeinenden Brief eines Stammlesers erhalten. Er bat mich, unsere schöne Sprache nicht mit dem Gender-Sternchen zu verhunzen. Dennoch glaube ich fest daran, dass die Worte, die wir nutzen, auch unser Denken beeinflussen kann. Das Ungewohnte mag sich zunächst noch etwas holprig anfühlen. Es wird sicher besser. Mein letztes Stadtgespräch allerdings bescherte mir gleich zwei Dienstaufsichtsbeschwerden aus den Reihen des Stadtrates.
Ein absolut normaler demokratischer Prozess, den ich in den letzten drei Jahren schon vielfach erlebt habe – eines meiner früheren Stadtgespräche war übrigens auch schon einmal Gegenstand einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Ein eklatanter Mangel meiner Amtsführung konnte bisher nicht festgestellt werden.
Ganz persönlich verwundert mich dabei jedoch, dass die meisten Stadtratsmitglieder beim Thema Rathaus-Sanierung die Rechtsmeinung der Kommunalaufsicht weder teilen noch akzeptieren können – aber gleichzeitig genau dieselbe Kommunalaufsicht mit Dienstaufsichtsbeschwerden gegen mich anrufen. Wie wollen wir gemeinsam mit der Antwort umgehen?
Apropos Antworten. Antworten soll auch die Akteneinsicht bringen. Da ich dies weiterhin unterstütze und mich die Antworten genauso interessieren, hat die erneute Akteneinsicht in der Woche nach Pfingsten stattgefunden. Der mehrfach angekündigte Prüfbericht des Rechnungsprüfungsausschusses des Stadtrates wird sicher auch in Kürze vorliegen.
Dann blicken wir alle gemeinsam nach vorne. Ich bin mir sicher, dann gibt es auch wieder andere Gespräche am Gartenzaun. Denn auch schon dieses Stadtgespräch hätte sich durchaus um das Sting-Konzert, den Stadttriathlon, das 60-jährige Bestehen der Kita Sattlertor oder das Johannisfeuer in Kersbach drehen können.
Quelle: Forchheimer Stadtanzeiger, Nr. 13/19, S. 3, siehe: https://www.forchheim.de/news/2019/06/14/gespraeche-am-gartenzaun/